Chronik

Juni/Juli 2023


Der DWD verzeichnete im laufenden Jahr den 27. Sommer in Folge, der über der langjährigen Durchschnittstemperatur von 16,3 Grad zwischen 1961 und 1990 liegt – nämlich 18,6 Grad bundesweit.

Anfang Juli 2023


Im Zuge der letzten Tage des liebgewonnen Kösk im Münchner Westend entstehen zahlreiche Gespräche über die Zukunft des Geländes – dabei wird vielen Menschen erst jetzt klar, dass nicht nur das Gebäude des Kösk und des Jugendzentrums ersetzt wird, sondern der ganze Garten einem bis an die Gehwegkante geplanten Neubau weichen soll. Den allermeisten Menschen waren die Folgen der Planungen – gerade im Hinblick auf immer notwendiger werdende begrünte und unversiegelte urbane Flächen – bis zu diesem Zeitpunkt nicht bewusst. 

Es findet sich eine Gruppe vor allem von Menschen aus der Nachbarschaft und weiteren Unterstützer:innen, die versuchen will, eine Neubeurteilung und hoffentlich Umplanung des Projekts zu erreichen.

12. Juli 2023


Als erste Aktivität verfasst die Initiative Köskgarten
retten einen Antrag an den Bezirksausschuss Schwanthalerhöhe und trägt diesen bei der BA-Sitzung am 12. Juli 2023 vor. Unserem Wunsch nach einer Einwohner:innenversammlung, die nochmal über das Projekt diskutieren und mitentscheiden kann, wird nicht entsprochen, doch erkennt der BA einen Nachholbedarf bei der Information über die Planungen und beschließt, im Herbst eine Informationsveranstaltung durchzuführen.

Juli 2023


Die Intiative lässt Plakate, Flyer und Aufkleber drucken um weiter Unterstützung zum Erhalt der Grünfäche zu finden und generell auf die Pläne aufmerksam zu machen. Auf der Webseite
www.koeskgartenretten.de haben sich bis zum November an die 250 Unterstützer:innen mit Bild und Text eingetragen. Die meisten davon sind Westendbewohner:innen aller Altersklassen.

 

3. August 2023:


Erste Pressekonferenz: Die tz schreibt einen Artikel und münchen.tv macht einen Bericht. Der Westendanzeiger meldet sich ein paar Tage später um auch einen Bericht zu schreiben.

 

August / September 2023


Die Initiative wendete sich in mehreren Schreiben an die Mitglieder des Münchner Stadtrats.
Es gab es dazu keinerlei Antworten.

In einem Brief an den Oberbürgermeister Dieter Reiter und die damalige 2. Bürgermeisterin Katrin Habenschaden äußerten wir auch direkt die Bitte, das zusammenhängende Ökosystem von ca. 500 m² Größe zu erhalten sowie die Neuplanung für die Büroräume des KJR zeitgemäß zu überdenken.
Auch auf diese Schreiben bekamen wir keine Antwort.

In den nächsten Wochen finden Gespräche mit Vertreter:innen des MKJZ sowie des Kreisjugendrings statt, in denen zwar Verständnis für unser Anliegen geäußert wird, konkrete Folgen bzw. Einsichten ergeben sich aber keine.

Es gibt mehrere Kontaktaufnahmen zu anderen Akteur:innen der Zivilgesellschaft, die zu urbanen Räumen, Grünflächen und Stadtentwicklung aktiv sind. 
 

24. September 2023:


Um der Kritik „das sei doch nur eine Müllhalde“ entgegenzukommen, räumen ein paar Mitglieder der Intiative und des Kösk-Chors den sich über den Sommer angesammelten Müll weg.

 

16. Oktober 2023


Bei der vom BA initierten Informationsveranstaltung
am 16. Oktober 2023 in der Turnhalles des MKJZ werden die Pläne und vorhergesehenen Nutzungen des Neubaus präsentiert. Die Stimmung ist auf der Seite derer die die Umsetzung des Neubauprojekts zu 100% befürworten. Das Verschwinden der Grünflächen wird kaum hinterfragt. Der Intiative wird zu Unrecht vorgehalten das neue Jugendzentrum und die anderen Nutzungen für Jugendliche verhindern zu wollen. Dass ein großer Anteil der Flächen die Verwaltung des KJR einnimmt, findet keine Beachtung.

 

1. November 2023


Am 1. November 2023 veranstaltet die Initiative „Köskgarten retten“ eine Gedenkveranstaltung.
Es werden Traueranzeigen gedruckt um die Veranstaltung zu bewerben. Der Stadtrat und BA wird dazu eingeladen, wovon niemand reagiert. Die SZ lädt in einem kurzen Bericht dazu ein und York gibt auf Radio Lora ein Interview.
Bei der Veranstaltung selbst spielt die Funeral (Express) Brass Band, eine Singende Säge mit Bassbegleitung, und eine in der Woche zuvor aufgenommener Trauermarsch von Franz Schubert durch den Kösk-Chor wird eingespielt. Dutzende Unterstützer:innen und Anwohner:innen nahmen an der Veranstalting teil. Ein Team von Ethnologiestudent:innen filmte die Veranstaltung im Rahmen eines Forschungsprojekts.

 

November 2023


In den ersten Tagen des Novembers 2023 kommt heraus, dass eine Baugenehmigung inklusive der Fällgenehmigung für die 27 Bäume Ende Oktober erteilt wurde – es kann also jeden Tag losgehen mit den Fällarbeiten im Köskgarten.

15. November 2023

Der Bund Naturschutz greift das Thema Köskgarten in einer Pressemitteilung, die unter anderem durch einen großen Artikel in der Abendzeitung Resonanz findet.

 

28. November 2023

 

Mit einem Eil-APPELL, offener Brief „Drohende Fällung von großem Alt-Baumbestand am Köskgarten auf städtischem Grundstück“ äußert sich der AK Öffentliches Grün des Münchner Forums e.V. zum Köskgarten.

 

30. November 2023

 

Bei der Vollversammlung des Münchner Stadtrats (Live-Stream und Aufzeichnung https://stadt.muenchen.de/infos/stadtrat-live#top2, vermutlich nur begrenzt einsehbar) bringt die Fraktion ÖDP/Münchner Liste einen Eilantrag zur Rettung des Köskgartens ein. (kleines Video zur Stadtratssitzung). Der Antrag zum Erhalt des Köskgartens wird im Stadtrat von einer Mehrheit abgelehnt. In der Sitzung wird auch der Fälltermin für die Bäume genannt -es ist der 8. Dezember 2023.

 

Mitte Dezember 2023

 

 Noch stehen die Bäume beim Köskgarten – allerdings ist das Gelände eingezäunt und die Bäume die gefällt werden sollen sind mit einem leuchtroten X markiert. Die Abendzeitung berichtet nochmal groß über die gescheiterten Bemühungen die Bäume zu retten. Nahezu surreal sind die Berichte in diesen Tagen über die groß angelegten Bemühungen der Stadt München, die Innenstadt zu begrünen (https://stadt.muenchen.de/infos/gruenplanung-muenchen.html), wenn gleichzeitig bestehende grüne Orte wie im Westend zubetoniert werden.

 

19. Dezember 2023

 

Leider ist es uns nicht gelungen, die Bäume zu retten. Am 19. Dezember rückt morgens ein Fällkommando an. Innerhalb eines halben Tages wird die grüne Oase im am meisten versiegelten Viertel in der am meisten versiegelten Stadt Münchens abgeholzt. Ein rückwärtsgewandtes Armutszeugnis der Kommunalpolitik. Weiter passiert erstmal nichts, noch Wochen später liegen die Reste der Bäume in großen Haufen auf dem Gelände herum.

Wir sind sehr traurig, aber wir haben es zumindest versucht. Ciao Bäume, Ihr werdet uns fehlen.